ART

Delubrum (oft auch im Plural delubra), seit Cicero in gewählterer und dichterisch gefärbter Ausdrucksweise gleichbedeutend mit fanum oder templum gebraucht (Beispiele s. bei H. Jordan Herm. XIV 1879, 578ff.), hat ursprünglich sicher eine engere technische Bedeutung gehabt, über die aber die Alten selbst nicht mehr im Klaren waren, da alles, was sie über den Gegenstand sagen, ausnahmslos auf die Etymologie des Wortes aufgebaut ist. Varro leitete delubrum von deus ab, wie candelabrum von candela, und verstand unter D. die Örtlichkeit, in quo dei simulacrum dedicatum sit (Macrob. Sat. III 4, 2. Serv. Aen. II 225), Verrius Flaccus und Masurius Sabinus brachten es mit delibrare = decorticare zusammen und bezogen d. auf die älteste Form des Götterbildes in Gestalt eines entrindeten und geglätteten Stammes (Fest. ep. p. 73. Serv. Aen. II 225. IV 56. Ps.-Ascon. p. 101 Or.), eine dritte, dem Varro bereits vorliegende Etymologie definierte ubi praeter aedem area sit adsumpta deum causa (Macrob. I a. a. O. Serv. aa. OO.), die meisten aber leiteten das Wort von deluere oder diluere ab, zum Teil in sehr abenteuerlicher Weise: so sollte d. die gemeinsame Cultstätte mehrerer unter einem Dache vereinigter Gottheiten, wie z. B. das Capitol, bezeichnen, propter tectum coniunctum quia una opera abluitur (Serv. Aen. IV 56; quia uno tecto diluitur Serv. Aen. II 225; aedium sub uno tecto a diluvio pluviae munitarum Ps.-Ascon. a. a. O.), oder von der isolierten Lage des Tempels herkommen, quod nulli iunctum aedificio pluvia diluatur (Serv. Aen. II 225), oder in quo homines pericula sua deluunt; ponunt enim vel pilum vel scutum vel alia plura suscepta votis (Ps.-Fronto de diff. G. L. VII 523, 25 K.). Discutierbar ist einzig und allein die Deutung des L. Cincius (Serv. Aen.-II 225) d. esse locum ante templum, ubi aqua currit, a diluendo (vgl. IV 50. Isid. orig. XV 4, 9. Ps.-Ascon. a. a. O.), denn nach [2703] Analogie von polubrum (bei Liv. Andron. Odis. frg. 5 Baehr. = πρόχοος) kann delubrum nur so viel wie ἀπορραντήριον (s. o. Bd. II S. 175) sein, beim Heiligtume also die Stelle, die mit fliessendem Wasser für die vor der Opferhandlung erforderliche Waschung (z. B. Plaut. Aulul. 579. Liv. I 45, 6) Gelegenheit bot. Doch muss die Übertragung auf das ganze Heiligtum schon sehr früh erfolgt sein, denn in dem ältesten Originalzeugnisse, den Worten der Argeerurkunde (bei Varro de l. l. V 52) collis Mucialis quinticeps apud aedem Dii Fidii in delubro, ubi aeditumus habere solet, scheint D. die in dem Bezirke der aedes sacra neben dieser noch erhalten gebliebene alte Capelle (sacellum) des Gottes zu bezeichnen, wie auch Varro de vita pop. Rom. lib. I (bei Non. p. 494) aedes und d. in Gegensatz stellt: haec aedis quae nunc est, multis annis post factast; namque Numae (so L. Müller; inquae omnia Hss.) regis temporibus delubra parva facta. Die aus der Gegend von Amiternum stammende archaische Inschrift CIL I 1291 = IX 4321 itus actusque est in hoce delubrum Feroniai meint gewiss schon ein wirkliches Gotteshaus, wie es sicher Cicero thut, wenn er (de leg. II 19. 26) die delubra der Städte den ländlichen Cultstätten gegenüberstellt und die ersten gegen diejenige Anschauung verteidigt, die es tadelt, quod parietibus includerent deos.
[Wissowa.]

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