ART

6) Aus Kilikien herstammend, war als Sclave nach Sicilien gekommen und lebte dort als Verwalter des Landgutes zweier reichen Brüder. Als im J. 650 = 104 im östlichen Teil der Insel ein Sclavenaufstand unter Anführung des Salvius ausgebrochen war, trat im westlichen A. an die Spitze der von ihm zur Empörung fortgerissenen Sclaven und sammelte binnen fünf Tagen eine Schar von tausend Mann, von denen er sich als [2040] König ausrufen liess. Von denen, die ihm zuströmten, reihte er nur die Tauglichsten in sein Heer ein; die übrigen hiess er das Land weiter bebauen, damit für die Verpflegung des Heeres gesorgt wäre. Auch verkündete er, ein erfahrener Sterndeuter, wie er zu sein vorgab, dass ihm die Gestirne die Herrschaft über die gesamte Insel verhiessen. Ein Angriff, den er auf Lilybaion unternahm, schlug fehl; als er das Misslingen der Belagerung voraussehend den Rückzug anordnete, schützte er vor den Seinen eine göttliche Mahnung vor. Zufällig war aus Africa eine Truppenschar den Belagerten zu Hülfe gekommen, die durch einen unvermuteten nächtlichen Angriff A.s abziehendem Heere Schaden zufügte; um so mehr bewunderten A.s Anhänger die Sehergabe ihres Führers, Diodor. XXXIII 5.

Salvius, dessen Heer unterdessen bis auf dreissigtausend Mann angeschwollen war, trat jetzt als König der Insel auf, legte sich den Namen Tryphon bei und forderte A. auf, gleich als wäre er sein Untergebener, mit seinem Heere zu ihm zu stossen, um gemeinsam Triokala, eine Bergfeste im Inneren der Insel, zu erobern, die Salvius-Tryphon zur Königsburg erkoren hatte. A. brachte der gemeinsamen Sache das Opfer, sich zu fügen; Triokala ward erobert, A. aber aus Misstrauen von Tryphon ins Gefängnis geworfen, Diod. XXXIII 7. Als die Römer im J. 651 = 103 den Propraetor L. Licinius Lucullus mit einem Heer von siebzehntausend Mann nach Sicilien entsandten, liess Tryphon den A. wieder frei, und auf seinen Rat mass sich das Sclavenheer (angeblich vierzigtausend Streiter) mit seinen Herren in offener Feldschlacht bei Skirthaia; es wurde geschlagen, aber die Hälfte entkam nach Triokala; Lucullus betrieb die Verfolgung lässig, erst am neunten Tage stand sein Heer vor Triokala, und er gab bald die Belagerung als erfolglos auf, Diodor. a. a. O. 8 (wenn die Worte des Florus II 7 capta Servili castra, capta Luculli nicht, wie bei ihm so häufig, rhetorische Übertreibung enthalten, so verlor Lucullus bei der Belagerung sogar sein Lager).

A. war in der Schlacht bei Skirthaia nach tapferem Kampfe schwerverwundet auf dem Schlachtfeld liegen geblieben und von den Seinen wie von den Feinden für tot gehalten worden; unter dem Schutze der Nacht war er entkommen, und als im J. 102 Tryphon starb, übernahm A. die oberste Führung der Aufständischen. Der römische Feldherr C. Servilius, der als Lucullus Nachfolger nach Sicilien gekommen war, vermochte nichts gegen ihn; auch seine Kriegführung war so erbärmlich, dass er später gleich Lucullus in Rom verurteilt wurde. A. durchzog mit seinen Scharen ungehindert die ganze Insel, Diodor a. a. O. 9. In diesen Zusammenhang gehört wohl das Bruchstück Dios frg. 93, 4 Dindorf; danach überfiel A. die Messanier in ihrer Vaterstadt, als sie dort einen Festzug unternahmen, und hätte sich beinahe der Stadt bemächtigt; er besetzte darauf Makella, befestigte es stark und verwüstete von dort die Umgebung. Eine Wendung nahm der Krieg erst, als im J. 653 = 101 der eine der beiden Consuln M.’ Aquillius mit der Führung beauftragt wurde. Er besiegte die Aufständischen in einer grossen Schlacht und tötete A. im Zweikampf, in dem er selbst schwer verwundet ward, Diodor. a. a. O. 10. [2041] Der Krieg ging erst im zweiten Jahr zu Ende, vgl. Aquilius Nr. 11; ob jene Schlacht und A.s Tod dem ersten oder zweiten angehört, lässt sich nicht entscheiden, weil Diodors Bericht über diese letzten Kämpfe nur in stark verkürztem Auszug vorliegt.

Erwähnt wird A. auch von Cicero Verr. II 136. III 66. 125; de har. resp. 26; spottweise wurden A. genannt Fimbria von den Soldaten Sullas, Appian. Mithrid. 59 (wo fälschlich von Appian A. bezeichnet wird als ὃς δραπετῶν τῶν ἐν Σικελίᾳ ποτὲ ἀποστάντων ὀλιγήμερος γεγένητο βασιλεύς) und später Sextus Clodius von Cicero ad Att. II 12, 2.
[Klebs.]

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