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Iokaste ist eine Gestalt aus der griechischen Mythologie. Die Tochter des Menoikeus war die Frau des Laios und nach dessen Tod in zweiter Ehe unwissentlich mit ihrem Sohn (und Laios' Mörder) Ödipus verheiratet, mit dem sie zwei Söhne (Eteokles und Polyneikes) und zwei Töchter (Antigone und Ismene) in die Welt setzte. Iokaste erhängte sich, nachdem der Inzest ans Licht gekommen war.

Iokaste in der Erzählung

Ödipus

Iokaste ist die Frau des Laios und Mutter des Ödipus. Da Laios vorhergesagt wird, sein Sohn werde ihn töten und seine Frau heiraten, soll das Kind Ödipus getötet werden. Ödipus wird jedoch nur ausgesetzt, wächst heran und tötet bei einer zufälligen Begegnung den Laios, seinen Vater und wird Ehemann seiner Mutter Iokaste.


Kreon

Nach dem Tode von Ödipus wird Kreon König. Iokaste erhängt sich, als die Wahrheit über die Ödipus-Geschichte ans Licht kommt.

Antigone

Iokaste ist in der Geschichte der Antigone nun Mutter der Antigone und der Ismene. Die beiden Söhne sind tot. Antigone gerät in Konflikt mit Kreon über die Bestattung der beiden Brüder.

Iokaste bei Sophokles

Iokaste wird bei Sophokles in genialer Weise als Lügnerin in Szene gesetzt: In der Mitte des Stückes erzählt sie, ihr Gatte habe das gemeinsame Kind zum Sterben aussetzen lassen. Am Ende betritt jedoch ein Hirte die Bühne, der das Kind damals in die Wildnis bringen sollte. Er sagt unmissverständlich aus, dass Iokaste ihm den Auftrag dazu erteilt hatte. Auf die Frage, wer von den beiden lügt, wer nun das Kind zum Sterben aussetzen lassen wollte, Vater Laios oder Mutter Iokaste, gibt es bei genauer Betrachtung des Stückes nur eine Antwort: Iokaste!

Manchmal wird behauptet, dass Iokaste unwissentlich mit ihrem Sohn verheiratet war. Davon ist jedoch bei Sophokles, Homer, Aischylos und Euripides nicht auszugehen: Sie wird bei Homer z.B. als Unheilsmutter bezeichnet, die sich dem eigenen Sohn vermählte. Bei Sophokles verschweigt sie an einer Stelle, dass dem Kind bei seiner Aussetzung die Füße durchstochen wurden, sie spricht nur von zusammengebundenen Füßen. D.h. sie verschweigt die frühe Verletzung ihres Kindes, die ihm seinen Namen gegeben hat: Ödipus = Schwellfuß. Sie dürfte also sehr wohl wissen, dass ihr in "König Schwellfuß" der eigene Sohn zur Seite steht. Darüber hinaus erwähnt sie einmal die große Ähnlichkeit des Ödipus mit ihrem ersten Gatten, Laios. Am Ende sagt sie ja auch ausdrücklich zu ihm: "Dass niemals du erkenntest, wer du bist!" Sie will also sehr bewusst seine Identität verschleiern, obwohl doch deutlich ist, wie sehr die Aufklärung zur Rettung Thebens erforderlich wäre!

Iokaste erweist sich bei Sophokles also als intrigante Lügnerin. Psychologisch gesprochen: Sie entfremdet mit der Aussetzung Sohn und Vater. Nur durch diese Entfremdung kann es später zu dem tödlichen Konflikt zwischen Ödipus und Laios kommen. Nachdem der Sohn - unwissentlich und in Notwehr! - seinen Vater getötet hat (man könnte hineindeuten: von Iokaste dazu instrumentalisiert worden ist), vereinnahmt die Mutter ihren Sohn als Partnerersatz.

Sophokles beschreibt hier höchst präzise einen nicht untypischen familiären Konflikt: Eine Frau vereinnahmt ihren Sohn im Konflikt mit ihrem Gatten. Dies ist ein sehr altes Thema in der griechischen Mythologie: Gaia vereinnahmt ihren Sohn Kronos gegen seinen Vater Uranos. Rhea vereinnahmt ihren Sohn Zeus gegen seinen Vater Kronos. (Dieselbe Dynamik wird auch beschrieben in dem Roman von Alfred Döblin (1956): Hamlet oder Die lange Nacht nimmt ein Ende. Oder in dem Theaterstück von Hubert Fichte (1992): Ödipus auf Haknäss.)

Der Ursprung dieses Konflikts liegt vermutlich in der völlig unsinnigen Unterdrückung und Entwertung von Frauen in einer strikten Männergesellschaft. Es ist durchaus nachvollziehbar, dass Frauen in einer solchen Situation das Bedürfnis entwickeln, sich zu rächen. Leider trifft dann der Rachefeldzug eventuell gerade die Falschen.

Iokaste erhängt sich, nachdem Ödipus ihre Verstrickung aufgedeckt hat. Sie kommt damit seinem Impuls zuvor, sie mit dem Schwert umzubringen. Dass Sophokles den Ödipus am Ende mit einem deutlichen, bewussten Impuls zum Muttermord zeigt, ist ein wichtiger Schlüssel für das Verständnis des Dramas. Muttermord in der griechischen Mythologie - z.B. bei Orest und Alkmaion - ist nur denkbar, wenn die Mutter für den Tod des Vaters verantwortlich ist. Die Söhne werden dabei jeweils von Apollo zu ihrer Tat aufgefordert und moralisch entlastet. Dieselbe Dynamik zeigt sich im "König Ödipus": Apollo verlangt Sühne für den Tod des Laios. Ödipus nimmt beherzt die Suche nach dem Verantwortlichen auf - und durchschaut am Ende die zentrale Rolle von Iokaste: Sie hat die Entfremdung von Vater und Sohn zu verantworten, notwendige Voraussetzung für den tödlichen Konflikt der beiden Männer.

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