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Die Luftlandeschlacht um Kreta, auch Unternehmen Merkur genannt, war die erste große Luftlandeoperation der Geschichte. Nach der Einnahme Griechenlands durch die deutsche Wehrmacht im Verlauf des Balkanfeldzugs, versuchte man die noch von den Alliierten kontrollierte Insel Kreta zu erobern.

Operationsverlauf

Am 20. Mai 1941 startete das Deutsche Reich zu diesem Zweck das Unternehmen Merkur. Die von dem neuseeländischen General Bernard Freyberg kommandierten alliierten Streitkräfte hatten eine Stärke von 32.000 Mann (Briten, Australier und Neuseeländer) und wurden noch von ca. 10.000 griechischen Soldaten unterstützt. Die Einheiten waren teilweise frisch zusammengewürfelt und bestanden aus evakuierten Truppen, die zuvor in Griechenland gekämpft hatten. Da die Briten die Deutsche Enigma-Verschlüsselungsmaschine geknackt hatten, waren sie vor dem bevorstehenden Angriff gewarnt.

Das Deutsche Reich setzte 15.000 Fallschirmjäger ein, befehligt von Generaloberst Kurt Student. Die Wehrmacht hatte die Stärke des Gegners unterschätzt, und durch den heftigen Widerstand wurde bereits der Großteil der deutschen Fallschirmjäger in der Luft verwundet oder abgeschossen. Die deutschen Truppen waren weit verstreut. Am ersten Tag verfehlten die Deutschen ihr Ziel der Einnahme eines Flughafens, so dass die Operation fast scheiterte.

Der Flughafen bei Maleme war jedoch ein ideales Ziel, da er von einem einzigen Hügel Hill 107 aus komplett kontrolliert werden konnte. Heftige Kämpfe entbrannten und der Hügel konnte von den Deutschen erobert werden, nachdem neuseeländische Einheiten diesen fehlerhafterweise geräumt hatten.

Über diesen Flughafen und durch Seelandungen gelang es den Deutschen allerdings zusätzlich 14.000 Gebirgsjäger nach Kreta zu schaffen. Am 22. Mai versuchten die alliierten Truppen den Flughafen zurückzuerobern, scheiterten aber an der Gegenwehr der deutschen Truppen.

Mit der Unterstützung von Sturzkampfbombern gelang den Deutschen ein Ausbruch aus dem Brückenkopf: die Alliierten mussten schließlich ihre Truppen evakuieren. Dabei wurden bis zum 1. Juni mehr als 16.000 Soldaten nach Ägypten evakuiert. Dennoch fielen etwa 5.000 Soldaten in deutsche Kriegsgefangenschaft. Die deutsche Luftwaffe griff die britischen Schiffe an und versenkte neun.

Die Deutschen hatten nach offiziellen Angaben 6.200 Soldaten, davon 3.714 Gefallen und 2.494 Verwundet, zu beklagen. 1945 schätzte jedoch die australische Kriegsgräberkommission die deutschen Verluste auf etwa 17.000.

Militärische Bewertung der Operation

Nach dieser verlustreichen Luftlandeoperation soll Hitler weitere größere Luftlandeeinsätze untersagt haben, so dass auch die Vorbereitungen zur Einnahme Maltas (Unternehmen Herkules) gestoppt wurden, obwohl die Einnahme Maltas und die damit mögliche Bedrohung der britischen Besitztümer und Protektorate im Nahen Osten und in Ägypten mit die wesentlichen Gründe für die Besetzung Kretas gewesen waren. Ein weitere Grund für diese Entscheidung war wohl auch der beginnende Rußlandfeldzug (Unternehmen Barbarossa).

Wegen des Sieges trotz der hohen eigenen Verluste über die zahlenmäßig überlegenen Verteidiger galt die Eroberung Kretas als Beweis des unerhörten Kampfwillens der deutschen Fallschirmtruppe. Auch in der Bundeswehr findet deswegen teilweise heute noch (mehr oder weniger inoffiziell) eine weitgehend ungebrochene Traditionspflege statt, die die soldatischen Leistungen der Fallschirmjäger auf Kreta würdigt.

Die Alliierten waren von der Effektivität der Fallschirmjäger entsetzt und Sir Winston Churchill befahl den Aufbau von britischen Luftlandeeinheiten. Die Alliierten unternahmen im Verlaufe des Krieges große Luftlandungen, während der Landung auf Sizilien, der Landung in der Normandie und die größte Luftlandung während der Operation Market Garden.

Bernard Freyberg

Deutsche Besatzungszeit Kretas

Teile der Bevölkerung Kretas beteiligten sich bereits während der militärischen Aktionen aktiv an Partisanenkämpfen gegen die deutschen Truppen und ermordeten und verstümmelten angeblich deutsche Verwundete. Als Reaktion hierauf kam es zu Vergeltungsmaßnahmen bzw. Repressalien von deutscher Seite. So erschossen deutsche Soldaten am 2. Juni 1941 eine umstrittene Anzahl männlicher Bewohner des Ortes Kondomari.

Während der folgenden Jahre begingen die deutschen Besatzer zahlreiche Kriegsverbrechen. Mehrere tausend kretische Männer, Frauen und Kinder wurden ermordet. In der Gemeinde Viannos wurden am 14. September 1943 500 Bewohner, zumeist Frauen und Kinder erschossen. Am 21. Mai 1944 umstellten Einheiten unter dem Befehl des deutschen Kommandanten der "Festung Kreta" General Bruno Bräuer das jüdische Viertel der Stadt Chania, flüchtende Einwohner wurden erschossen, alle anderen wurden mit einem Schiff nach Griechenland deportiert, das allerdings auf der Überfahrt sank. Nur vier der jüdischen Einwohner Chanias sollen überlebt haben.

Bruno Bräuer wurde nach Kriegsende an Griechenland überstellt und zum Tode verurteilt. Mit dem ebenfalls wegen Kriegsverbrechen auf Kreta verurteilten General Friedrich Wilhelm Müller wurde er am 20. Mai 1947 um 5 Uhr hingerichtet.

Luftlandeschlacht um Kreta
Konflikt Zweiter Weltkrieg
Datum 20. Mai bis 1. Juni 1941
Ort Kreta
Ergebnis Besetzung Kretas durch die Deutschen
Kontrahenten
Deutsches Reich Alliierte
Kommandeure
Generaloberst Kurt Student General Bernard Freyberg
Truppenstärken
15.000 Fallschirmjäger,
14.000 Gebirgsjäger
41.840 Soldaten
Verluste
6.200 - 17.000 3.500

Die Deutsche Wochenschau 1941-06-06 Sieg auf Kreta

Begegnen heutzutage ältere Einwohner Kretas deutschen Touristen, die Kleidungsstücke tragen, die an Armeebekleidung erinnern, so kann schon mal der ansonsten stets freundliche griechische Gesichtsausdruck der Kreter schwinden. Auch wenn die Luftschlacht um die größte Insel Griechenlands mittlerweile schon 70 Jahre her ist, können sich einige noch immer lebhaft an diesen Schrecken aus ihrer Kindheit erinnern.

Geschichte Kretas

Weiterführende Quellen

Andrew Thompson, BBC, Hitler, Churchill und die Fallschirmjäger (Weblink)

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