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Vonitsa-Anaktorio (griechisch Βόνιτσας-Ανακτορίο (f. sg)) war von 1997–2010 eine griechische Gemeinde (Eigenbezeichnung Dimos Vonitsas-Anaktoriou Δήμος Βόνιτσας-Ανακτορίου) in der Präfektur Ätolien-Akarnanien im Nordwesten der Verwaltungsregion Westgriechenland an der Südküste des ambrakischen Golfs. Die offizielle Bezeichnung der Gemeinde war Anaktorio (Ανακτόριο) und ist der antiken korinthischen Stadtgründung auf dem Gebiet der heutigen Gemeinde entlehnt; eine gegenwärtige Siedlung mit dem Namen Anaktorio gibt es aber in dem Gebiet nicht.[2] Der Verwaltungssitz der Gemeinde war die Kleinstadt Vonitsa (griechisch Βόνιτσα, alter Name Bounitza oder Bounitsa oder Bonditza).[3][4]

Die Gemeinde wurde 2010 mit den Gemeinden Medeona und Paleros zur neuen Gemeinde Aktio-Vonitsa fusioniert und bildet in dieser seither den Gemeindebezirk Anaktorio.

Geographie

Das Gebiet Anaktorios umfasst die nordwestliche Region der ehemaligen Präfektur Ätolien-Akarnanien. Der Westen des Gemeindebezirks bildet die Küste des Ionischen Meeres. Der nordwestlichste Ausläufer Anaktorios, die Halbinsel Aktio (Actium), bildet die südliche Begrenzung der Meerenge von Preveza bzw. Meerenge von Aktio (Actium). Preveza liegt nördlich der knapp 725 m weiten Meerenge, welcher den Ambrakischen Golf mit dem Ionischen Meer verbindet. Auf der Halbinsel Aktio (Actium) finden sich mehrere Seen. Zu diesen gehören der große und kleine Saltini-See sowie der Voulkaria-See. Das südliche Gebiet ist dominiert von den Ausläufern der akarnanischen Berge (Ori Akarnanias). Die Küstenregion zum ambrakischen Golf, gleichzeitig die Nordgrenze des Gemeindebezirks, ist vorwiegend Marschland. Südwestlich und südlich grenzt das Gebiet an den Gemeindebezirk Paleros, südöstlich an den

Gemeindebezirk Medeona.


Geschichte
Gefechtsordnung der Seeschlacht bei Actium am 2. September 31 v. Chr. mit den antiken Siedlungen Anactorium (Anaktorio) und Actium (Aktio) auf dem Gebiet der heutigen Gemeinde Vonitsa-Anaktorio

Die mit Quellen belegte Besiedlung des Gemeindegebietes begann in der Antike. Die griechische Polis Korinth gründete 630 v. Chr. in der Landschaft Akarnanien eine Kolonie, die Polis Anaktorio. Anaktorio verlor an Bedeutung, als die Römer nördlich des heutigen Preveza an der Nordküste des ambrakischen Golfes die Stadt Nikopolis gründeten. Die Bewohner von Anaktorio wurden wie die anderer Siedlungen in Akarnanien aufgefordert nach Nikopolis überzusiedeln.

Ebenfalls auf dem Gebiet der heutigen Gemeinde lag die antike Hafenstadt Actium an der Spitze der gleichnamigen Halbinsel. Am 2. September 31 v. Chr. fand vor der Küste des heutigen nordwestlichen Gemeindegebietes Aktio (Actium) im Ionischen Meer die See-Schlacht bei Actium statt, aus der Octavian (späterer römischer Kaiser Augustus) als Sieger gegen Marcus Antonius und Kleopatra hervorging. Auf dem Gebiet von Aktio befand sich ab dem 5. Jahrhundert v. Chr. ein Heiligtum der Bewohner Akarnaniens: der Apollo-Tempel Aktio. Dieser wurde von den Bewohnern der Stadt Anaktorio erbaut und diente der gesamten Bevölkerung Akarnaniens als Heiligtum. Der Tempel wurde teils durch ein Erdbeben, teils durch Abrutschen in das Ionische Meer zerstört; Überreste sind in der Gegenwart im archäologischen Museum von Preveza zu besichtigen.

Teil des Gemeindegebiets war außerdem die akarnanische Siedlung Thyrio. Die Stadtmauern um Thyrio sollen einen Umfang von 9.914 Metern gehabt haben.

In der Zeit der Herrschaft des byzantinischen Reichs (395 n. Chr. bis 15. Jahrhundert mit Unterbrechungen) entstand die Siedlung unter dem heutigen Namen Vonitsa neu. 1081 erobern die Normannen unter Robert Guiscard den Ort und verwüsten ihn.[5][6] Nach der Zerschlagung des byzantinischen Reiches durch die Eroberung von Konstantinopel im Jahr 1204 fiel Vonitsa an den Nachfolgestaat Despotat Epirus. In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts griffen Truppen des Kaiserreich Nicäa Vonitsa an und belagerten die Stadt.[7] Im August 1294 fiel Vonitsa durch Heirat in den Machtbereich von Philipp I. von Tarent. Eine Eroberung der Stadt unterblieb aber bis 1305, als die neapolitanische Angevin-Herrschaft über Vonitsa begann.[8] In der Folgezeit wurde Vonitsa von Thessalien angegriffen, aber nicht erobert. 1305 eroberte Charles II. von Anjou Vonitsa für die Angevin-Familie.[9] 1314 fiel Vonitsa an das Despotat Epirus zurück.[10] 1331 befand sich Vonitsa unter der Herrschaft der Orsini als Herrscher des Despotat Epirus und ging Orsini nach einem Angriff von Walter VI. von Brienne verloren. Johannes I. Orsini erkannte die Oberhoheit von Walter VI. von Brienne an und erhielt damit Vonitsa, obwohl zunächst militärisch verloren, wieder zurück.[11]

Vonitsa verblieb unter der Herrschaft von Walter VI. von Brienne und dessen Nachfolger, Jean d'Enghien bis 1373. 1362 eroberte Leonardo I. Tocco Vonitsa.[12] Im April 1378 eroberten Ritter aus dem Fürstentum Achaia Vonitsa für dieses von Carlo I. Tocco, welcher die Stadt kampflos übergab.[13] 1380 fiel Vonitsa wieder an Carlo I. Tocco zurück.[13] 1479 eroberte das Osmanische Reich Vonitsa.[14] Vonitsa wurde im 18. Jahrhundert von den Venezianern zurückerobert. Unter venezianischer Herrschaft wurde Vonitsa in drei Quartiere aufgeteilt: Recinto, Borgo und Boccale. Das Quartier Recinto umfasste dabei die venezianische Burg.[15] Im Frieden von Campoformio von 1797 wurde Vonitsa kurzzeitig französischer Besitz unter Napoleon Bonaparte zusammen mit den Ionischen Inseln, Preveza und Parga.[16] Am 3. Januar 1799 verständigten sich Russland und das Osmanische Reich auf einen Vertrag, mit welchem die französischen Besitzungen der Ionischen Inseln und in Epirus und Ätolien-Akarnanien dem osmanischen Reich zugesprochen werden. Im März 1799 gelingt einer russisch-türkischen Flotte die Eroberung der Ionischen Inseln. Vonitsa fällt damit wie die anderen französischen Festlandsbesitzungen an das osmanische Reich. Ali Pascha Tepelena besetzte die französischen Besitzungen an der heutigen griechischen Westküste, darunter auch Vonitsa, sofort nach der Eroberung der Ionischen Inseln. Diese verblieben im Gegensatz zu den französischen Festlandsbesitztümern unter Oberhoheit des Osmanischen Reiches selbstständig als Republik.[16]

Nach dem Ende des griechischen Unabhängigkeitskrieges 1829 wurde Vonitsa de facto und nach dem Londoner Protokoll von 1832 de jure Teil des Königreich Griechenland. Am 4. Oktober 1862 revoltierte von Vonitsa aus General Dimitrios Grivas mit aufständischen Truppen gegen den damaligen griechischen König bayrischer Abstammung, Otto.[17][18] Nach anderen Quellen war der Vater von General Dimitrios Grivas, Theodor Grivas, der Anführer der Revolte gegen den griechischen König Otto.[19]

In Besatzungszeit Griechenlands im Zweiten Weltkrieg befand sich in Vonitsa ein Gefängnis, in welchem politische Gefangene von der griechischen Kollaborationsregierung gefangen gehalten wurden.[20]

Vonitsa und seine Umgebung wurden am 23. März 1983 von einem schweren Erdbeben mit der Stärke von 6,0 auf der Richter-Skala erschüttert, welches sieben Verletzte und 160 beschädigte Bauten in und um Vonitsa zur Folge hatte.[21]
Ansicht der Kleinstadt Vonitsa vom Ambrakischen Golf aus
Kouros aus der antiken Siedlung Aktio, Ca. 550 v. Chr.
Kouros aus der antiken Siedlung Aktio, Ca. 570 v. Chr.
Gemeindegliederung und Einwohnerentwicklung

Bis zur griechischen Kommunalverwaltungsreform 1997 war Vonitsa Verwaltungssitz der Provinz (eparchia) Vonitsa ke Xiromerou. Nach der Reform 1997 setzte sich die Gemeinde Vonitsa-Anaktorio (oder nur Anaktorio nach dem griechischen Innenministerium) aus folgenden Gemeindebezirken und Ortschaften zusammen (Einwohnerzahlen nach Volkszählung 2001):[1]

Gemeindebezirk Vonitsa - Δ.δ. Βόνιτσας - 4.081 Einwohner
Vonitsa - Βόνιτσα - 3.840 Einwohner
Aktio (Actium) - Άκτιον - 200 Einwohner
Nea Kamarina - Νέα Καμαρίνα - 41 Einwohner
Gemeindebezirk Agios Nikolaos Vonitsas ke Xiromerou - Δ.δ. Αγίου Νικολάου Βονίτσης και Ξηρομέρου - 830 Einwohner
Agios Nikolaos - Άγιος Νικόλαος - 830 Einwohner
Gemeindegebiet Drymo - Δ.δ. Δρυμού - 622 Einwohner
Drymos - Δρυμός - 604 Einwohner
Petra - Πέτρα - 18 Einwohner
Gemeindebezirk Thyrio - Δ.δ. Θυρίου (τ.Θυρρείου) - 859 Einwohner
Thyrio - Θύριο (τ.Θύρρειον) - 840 Einwohner
Gourgouvli - Γούργουβλη - 19 Einwohner
Gemeindebezirk Monastiraki - Δ.δ. Μοναστηρακίου - 1.425 Einwohner
Monastiraki - Μοναστηράκι - 1.418 Einwohner
Korpi - Κορπή - 7 Einwohner
Gemeindebezirk Paliambela - Δ.δ. Παλιαμπέλων - 1.013 Einwohner
Paliambela - Παλιάμπελα - 1.013 Einwohner

Die Hälfte der Einwohner von Vonitsa-Anaktorio lebt in der Kleinstadt Vonitsa.
Einwohnerentwicklung der Kleinstadt Vonitsa und der Gemeinde Vonitsa-Anaktorio 1981-2001
Jahr Einwohner Vonitsa Änderung Einwohner Vonitsa-Anaktorio Änderung % Einwohner Präfektur
1981 3.836 - - - -
1991 4.037 +201 (+5,24%) - - -
2001 3.840 -187 (-4,63%) 0,53% 4.081 (1,82%)
Verkehr

Vonitsa-Anaktorio ist gut an das griechische Fernstraßennetz angeschlossen. Die Nationalstraße 42 führt von Amfilochia (Nationalstraße 5, zukünftig Autobahn 5) über Vonitsa zur Insel Lefkada. Von Norden her besteht seit 1996 eine Straßenverbindung nach Preveza durch den Preveza-Aktio-Tunnel, welcher die Meerenge von Preveza unterquert und die Europastraße 55 von Parga und Preveza nach Süden fortsetzt.

Auf der Halbinsel Aktio befindet sich ein großer NATO-Luftwaffenstützpunkt mit der drittlängsten Startbahn in Griechenland (4.200 m Länge), welche die Halbinsel von West nach Ost fast vollständig in Beschlag nimmt. Dieser Luftwaffenstützpunkt ist mittlerweile auch für den zivilen nationalen Luftverkehr freigegeben.

Einen Eisenbahnanschluss besitzt Vonitsa-Anaktorio nicht.
Sehenswürdigkeiten

Zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt gehört eine sehr gut erhaltene Burg aus venezianischer Herrschaftszeit.
Einzelnachweise

↑ a b c d e Angaben des griechischen Amts für Statistik nach Volkszählung 2001
↑ http://www.ypes.gr/topiki.htm
↑ Ami Boue. Recueil d'itinéraires dans la Turquie d'Europe. Tome Premier. W. Braumüller Verlag, Wien. 1854. S. 210.
↑ Johannes Hoeck, Raymond Joseph Loenertz. Nikolaos-nektarios von Otranto, Abt von Casole. Buch-Kunstverlag, 1965. Index V.
↑ Paul Stephenson. Byzantium's Balkan Frontier: A Political Study of the Northern Balkans, 900-1204. Cambridge University Press, 2000. ISBN 0-521-77017-3. S. 165.
↑ Willy Cohn. Die Geschichte der sizilischen Flotte 1060-1266. Scientia Verlag, 1978. ISBN 351100859X. Seite 53.
↑ John Van Antwerp Fine. The Late Medieval Balkans: A Critical Survey from the Late Twelfth Century. The University of Michigan Press, 1987. ISBN 0-472-10079-3. S. 163.
↑ John Van Antwerp Fine. The Late Medieval Balkans: A Critical Survey from the Late Twelfth Century. The University of Michigan Press, 1987. ISBN 0-472-10079-3. S. 236.
↑ John Van Antwerp Fine. The Late Medieval Balkans: A Critical Survey from the Late Twelfth Century. The University of Michigan Press, 1987. ISBN 0-472-10079-3. S. 239.
↑ John Van Antwerp Fine. The Late Medieval Balkans: A Critical Survey from the Late Twelfth Century. S. 240.
↑ John Van Antwerp Fine. The Late Medieval Balkans: A Critical Survey from the Late Twelfth Century. The University of Michigan Press, 1987. ISBN 0-472-10079-3. S. 248.
↑ John Van Antwerp Fine. The Late Medieval Balkans: A Critical Survey from the Late Twelfth Century. The University of Michigan Press, 1987. ISBN 0-472-10079-3. S. 354.
↑ a b John Van Antwerp Fine. The Late Medieval Balkans: A Critical Survey from the Late Twelfth Century. The University of Michigan Press, 1987. ISBN 0-472-10079-3. S. 401.
↑ John Van Antwerp Fine. The Late Medieval Balkans: A Critical Survey from the Late Twelfth Century. The University of Michigan Press, 1987. ISBN 0-472-10079-3. S. 563.
↑ Adolphe Laurent Joanne, Émile Isambert. Itinéraire descriptif, historique et archéologique de l'Orient. Librairie de L. Hachette, 1861. S. 172.
↑ a b Mathias Bernath. Bibliographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Band III, L-P. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 1979. ISBN 3-486-48991-7. S. 290.
↑ Mathias Bernath. Bibliographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Band II, G-K. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 1976. ISBN 3486492411. S. 94
↑ Gunnar Hering. Die politischen Parteien in Griechenland 1821-1936. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 1992. S. 317. ISBN 3486558714
↑ Ralph Melville, Hans-Jürgen Schröder. Der Berliner Kongress von 1878: Die Politik der Grossmächte und die Probleme. Steiner Verlag, 1982. ISBN 3515029397. Seite 334.
↑ Polymeris Voglis. Becoming a Subject: Political Prisoners During the Greek Civil War. Berghahn Books, 2002. ISBN 1-57181-308-X. Seite 43.
↑ Informationen des USGS über das Erdbeben von Vonitsa am 23. März 1983. Informationen auf Englisch. Letzter Zugriff: 30. Juli 2008.

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