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Herakleia am Latmos (lateinische Namensform: Heraclea ad Latmum) war eine antike griechische Stadt im Westen Kleinasiens in der Landschaft Karien. In der Nähe Herakleias lag der Sage nach die Grabhöhle des Endymion. Im antiken Herakleia wurde die Mondgöttin Selene besonders verehrt.

Geografie

Herakleia liegt am Bafa-See, einer durch Verlandungprozesse abgetrennten und in ein Süßwasser-Gewässer umgewandelten ehemaligen Bucht des Mittelmeeres, in der Antike Latmikos kolpos genannt. Der Ort liegt am Fuß des unzugänglichen Latmos-Gebirges. In der Nähe befanden sich in der Antike ertragreiche Marmorsteinbrüche.

Geschichte

Herakleias Vorgängersiedlung Latmos entstand um 1000 v. Chr. durch von landnehmenden Griechen vertriebene Karer in der unwirtlichen, aber sicheren Felslandschaft des Latmosgebirges. Die ursprünglich karische Stadt, geriet im 6. Jahrhundert ebenso wie die Städte Ioniens unter lydische und später persische Herrschaft. 499–494 v. Chr. nahm Latmos ebenso wie das restliche Karien am ionischen Aufstand gegen Persien teil. Nach 494 erhielt Latmos eine Befestigung. Es wurde Mitglied des attisch-delischen Seebundes mit dem Minimalbeitrag von 1 Talent/Jahr, der seine wirtschaftliche Potenz widerspiegelte. Latmos geriet erneut unter persische Herrschaft und wurde Teil der von einer einheimischen Dynastie (Haus der Hekatomniden, deren bekanntester Vertreter: Maussollos) regierten Satrapie Karien. Maussollos betrieb zwischen 377 und 351 v. Chr. eine massive Hellenisierungspolitik in Karien.

Nach 300 v. Chr. löste die hellenistische Neugründung Herakleia das alte (10 Fußminuten entfernte) Latmos ab und wurde Hauptstadt des Teile Kariens umfassenden Reiches des „Duodez-Diadochen“ Pleistarch. Erst nach dem Ende des Pleistarch nahm die als Pleistarchäa gegründete Stadt den Namen Herakleia an. Der Namenswechsel, der den „Gründer“ Pleistarch zum Vergessen(werden) verdammte, dürfte nicht zuletzt darauf zurückzuführen sein, dass das alte Latmos von ihm völlig zerstört wurde und seine Bewohner gegen ihren Willen umgesiedelt wurden. Dem Pleistarch verdankt Herakleia ein sehr teures befestigtes (aber nur von Saumtieren und Fußgängern begehbares) Straßennetz, das sowohl das Territorium der Stadt erschloss als auch die Anbindung an die regionalen Verkehrswege sicherte, und die sehr massiven Befestigungen.

Rom schenkte Herakleia, das vorsichtshalber und klugerweise vor der Niederlage des Seleukiden Antiochos III. gegen Rom die Seite gewechselt hatte, im frühen 2. Jahrhundert v. Chr. die Freiheit. Es begann das „goldene“ Jahrhundert der Stadt. 133 v. Chr. wurden Herakleia und Karien Teil der römischen Provinz Asia. Das peripher gelegene Herakleia gewann aber nicht die Gunst kaiserlicher oder senatorischer „Sponsoren“. Lediglich eine römische Miniaturtherme veränderte das alte hellenistische Stadtbild. Noch im 6. Jahrhundert war das abgelegene Herakleia die zweitgrößte Stadt der Provinz Karien, deren Gebirgsregionen z. B. am Latmos der Christianisierung lange Widerstand geleistet hatten. Im 7. Jahrhundert wurde das Latmosgebirge von Mönchen aus dem Sinai besiedelt und zu einem dem Athos vergleichbaren „Heiligen Berg“.

Ende des 14. Jahrhunderts beseitigen die Osmanen die regionalen konkurrierenden türkischen Dynasten im Südwesten Kleinasiens. Spätestens zu dieser Zeit war der Latmossee vollständig vom Meer abgetrennt und Herakleia wirtschaftlicher Entwicklung die Basis entzogen.

Bauten

Die 6,5 km langen, 2–3 m breiten und z. T. noch 6 m hohen und mit 65 Türmen verstärkten Mauern sind ein hervorragendes Beispiel für hellenistische Befestigungen. Ferner sind die Agora (Vorplatz der heutigen Dorfschule) und ein westlich davon gelegener Athena-Tempel bekannt.

Literatur

Fritz Krischen: Die Befestigungen von Herakleia am Latmos (Milet 3,2). Berlin 1922.

Anneliese Peschlow-Bindokat: Der Latmos. Eine unbekannte Gebirgslandschaft an der türkischen Westküste. Zabern, Mainz 1996, ISBN 3-8053-1994-0

Anneliese Peschlow-Bindokat: Feldforschungen im Latmos. Die karische Stadt Latmos (Milet 3,6). de Gruyter, Berlin 2005, ISBN 3-11-018238-6

Anneliese Peschlow-Bindokat: Herakleia am Latmos. Eine karische Gebirgslandschaft. Stadt und Umgebung. Homer Kitabevi, Istanbul 2005

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