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Solidus des Herakleios mit seinen Söhnen Konstantin III. und Heraklonas. Bild von http://www.cngcoins.com

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Herakleios (Griechisch: Ηράκλειος) (* um 575; † 11. Februar 641), lat. Flavius Heraclius, war vom 5. Oktober 610 bis zum 11. Februar 641 oströmischer bzw. byzantinischer Kaiser. Er war einer der bedeutendsten byzantinischen Herrscher und kann zugleich als der letzte Herrscher der Spätantike und der erste Kaiser des mittelbyzantinischen Reiches gelten. Die von ihm begründete Dynastie sollte bis zum Jahre 711 regieren.

Leben

Herkunft und Thronbesteigung

Herakleios war wahrscheinlich armenischer Abstammung. Seine Mutter hieß Epiphania, sein Vater, Herakleios der Ältere, war unter Kaiser Maurikios General, bevor er zum Exarchen von Karthago ernannt wurde (im Prinzip ein Gouverneur mit weitreichenden militärischen und zivilen Befugnissen). Der jüngere Herakleios dürfte auch noch Latein gesprochen haben, doch seine Muttersprache wird wohl Griechisch gewesen sein. Möglich ist auch eine Abstammung von den Arsakiden, die bis 226 in Persien und bis 428 in Armenien regiert hatten.


Nach der Machtergreifung des Phokas, in dessen Verlauf auch der vormalige Kaiser Maurikios samt seiner Familie ermordet wurde, kam es offenbar infolge der Unzufriedenheit mit dessen Regierung zur Kontaktaufnahme zwischen Dissidenten in Konstantinopel und Herakleios' Vater. Am Ende marschierte ein Heer unter der Führung des Niketas, eines Vettern Herakleios', in Ägypten ein, während Herakleios selbst, der anstelle seines Vaters ging, 610 mit der Flotte nach Konstantinopel segelte. Phokas wurde Anfang Oktober desselben Jahres entmachtet und auf grausame Art getötet. Da die Quellen nur aus der Perspektive des Siegers berichten, ist es aber auch denkbar, dass es sich bei der Revolte gegen Phokas letztlich nur um einen Putsch gehandelt haben könnte. Denn zumindest anfangs unterschied sich die Politik des neuen Kaisers kaum von der seines Vorgängers. Der Widerstand gegen die angreifenden Perser, die seit 603 oströmisches Territorium attackierten (siehe unten), scheint sogar zunächst abgenommen zu haben, was allerdings teils dadurch zu erklären ist, dass Herakleios zunächst Schwierigkeiten hatte, seine Herrschaft zu konsolidieren; generell wird man aber festhalten können, dass die Regierung des Phokas in Teilen der Bevölkerung auf Widerstand stieß.

Perserkrieg


Das oströmische Reich von ca. 526-600

Herakleios' gesamte Regierungszeit sollte von einem militärischen Abwehrkampf gegen äußere Aggressoren geprägt sein, zuerst gegen die Perser, später dann gegen die Araber.

Die ersten Kriegsjahre: der Verlust Syriens und Ägyptens

Die Sassaniden, die Erzfeinde Ostroms, hatten seit der Zeit des Maurikios Frieden gehalten. Nun jedoch benutzte der persische Großkönig Chosrau II. die Absetzung und Ermordung des Maurikios als Vorwand, um in römisches Gebiet einzufallen und verlorene Gebiete zurückzuerobern; offenbar strebte Chosrau auch eine Wiederherstellung der „alten Grenzen“ des Perserreiches an. Zu diesem Zweck präsentierte er einen angeblichen Sohn des Maurikios, der das von Phokas angerichtete Blutbad überlebt habe. Zunächst hatte Ostrom unter Herakleios die bis dato größten Verluste in der Geschichte zu beklagen (Armenien fiel jedoch schon unter Phokas, ebenso die wichtige Festung Dara); dennoch wäre es falsch zu behaupten, Herakleios habe nichts unternommen, um die persische Invasion zu stoppen oder wenigstens zu verlangsamen. Weiter muss auch bedacht werden, dass Herakleios zunächst im Inneren noch immer mit der Konsolidierung seiner Herrschaft beschäftigt war: So kam es unter anderem noch zu Kämpfen mit Phokas-treuen Truppen, deren Führer ein Bruder des Phokas war. Im Jahre 611 jedenfalls war der Widerstand der Phokas-Truppen zusammengebrochen, und römische Truppen leisteten bei Emesa den Persern Widerstand, wurden aber geschlagen. Persische Truppen drangen teils nach Kleinasien vor und plünderten Kappadokien. 613 unternahm der römische General Philippikos eine Invasion Armeniens und drang tief in persisches Gebiet vor. Chosraus II. war gezwungen, Truppen zurückzuziehen, um mit dieser Entwicklung fertig zu werden. Währenddessen konnten sich Herakleios mit seinem Bruder Theodoros und seinem Vetter Niketas in Syrien vereinigen. Dort aber wurden die römischen Truppen geschlagen; sie mussten sich eiligst nach Kleinasien zurückziehen. Im selben Jahr ging Damaskus verloren.

Anschließend wandten sich die Perser nach Süden und eroberten 614 Jerusalem, samt des Heiligen Kreuzes, welches angeblich der christlichen Ehefrau Chosraus, Schirin, übergeben wurde. Dabei hatte der persische General Shahrabaraz offenbar die Juden zum Kampf gegen die Christen aufgefordert; es kam wohl zu einigen schweren Greueltaten, die später auf christlicher Seite nicht vergessen wurden, obwohl die Perser ihre Unterstützung der Juden bald einstellten und nun die monophysitischen Christen favorisierten, die seit langer Zeit im Streit mit den orthodoxen Kaisern lagen. Die Perser fielen 616 schließlich in Ägypten ein, wo Niketas nur hinhaltenden Widerstand zu leisten vermochte. Das Land wurde schließlich bis 619 erobert und in das Sassanidenreich integriert, womit auch die Kornkammer des oströmischen Reiches in persischer Hand war. Gleichzeitig kam es auf dem Balkan zu Kämpfen mit den Awaren, die mit ihren slawischen "Untertanen" wiederholt die oströmischen Gebiete in Griechenland und auf dem Balkan attackierten, während die Westgoten den letzten von den Oströmern gehaltenen Landstrich im südlichen Spanien eroberten. Auch in finanzieller Hinsicht ergaben sich Schwierigkeiten, da ein Großteil der Steuereinnahmen einbrach; dieses Problem wurde durch eine Finanzreform wenigstens teilweise gelöst. Zudem kam es wiederholt zu Seuchenausbrüchen, welche den organisierten Widerstand der römischen Truppen zusätzlich erschwerten.

Die Gegenoffensive des Herakleios

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Die Lage des Kaisers war schließlich so verzweifelt, dass er eine Zeitlang angeblich überlegt haben soll, die Hauptstadt aufzugeben und sich ins sichere Karthago zurückzuziehen. Nur auf Drängen des Patriachen Sergios soll er im Osten geblieben sein und nun einen kühnen Plan gefasst haben: Er wollte in die Offensive gehen und einem Scipio Africanus gleich den Feind in seinem eigenen Land schlagen; dieser an sich sehr mutige Schritt zeigt aber letztendlich nur die schwierige Lage, in der sich Ostrom zu jenem Zeitpunkt befand. Herakleios erkaufte sich von dem Awarenkhagan einen kurzen Frieden, sammelte die verbliebenen Truppen und verließ am 5. April 622 die Hauptstadt. Er begab sich wohl mit dem Heer auf dem Seeweg nach Kleinasien, wo er die römischen Truppen zunächst drillte. Vermutlich segelte die Flotte nach Tarsos, von wo aus der Kaiser landeinwärts marschierte; die genaue Route der Armee ist ebenso wie die genaue Stärke nicht bekannt, sie soll jedoch beachtlich gewesen sein (Lit.: vgl. dazu Greatrex/Lieu, S. 199). Die Maßnahmen des Kaisers zeigten offenbar Wirkung: Wohl in Kappadokien konnte Herakleios 622 (nach anderen Angaben 623) den persischen General Shahrabaraz schlagen, danach überwinterte das Heer in Armenien, wobei Herakleios nach Konstantinopel zurückkehrte, um sich um die Bedrohung durch die Awaren zu kümmern, die aber durch weitere Tributzahlungen zunächst ruhiggestellt werden konnten. Es ist in diesem Zusammenhang auch beachtenswert, dass Herakleios der erste Kaiser seit Theodosius I. war, der an der Spitze einer Armee in Krieg zog (sieht man von einigen Operationen unter Maurikios ab) – zumal sich Herakleios nun, da er in die Offensive ging, als ein hervorragender Stratege erwies.

Herakleios führte insgesamt wohl drei Feldzüge gegen die Sassaniden (in der Forschung ist diese Frage strittig, da auch die Quellenlage bezüglich des Feldzugs nicht sehr ergiebig und teils widersprüchlich ist; siehe dazu Theophanes und Georg von Pisidien), wobei er zwischenzeitlich nach Konstantinopel zurückkehrte (wie 623, als er vergeblich in Verhandlungen mit den Awaren trat) oder längere Zeit pausierte. Schließlich begab er sich in den Kaukasus, wo er Verstärkung von den dortigen christlichen Bewohnern erhielt. Das Besondere an dem Feldzug gegen die Sassaniden war, dass Herakleios ihn offenbar als eine Art Kreuzzug gegen die „Feueranbeter“ auffasste: Es wurden Bilder von Christus im Heereslager aufgestellt, und aus Rache für die Verwüstung Jerusalems und der Mitnahme des Heiligen Kreuzes wurden mehrere Feuertempel zerstört; wenn man Georg von Pisidien folgt, entstand eine beinahe mystizistische Stimmung bei den oströmischen Truppen. Dennoch blieb die Lage schwierig; eine einzige Niederlage des Kaisers hätte wohl das Ende des Reiches bedeutet.

In den Jahren 624 und 625 wurde vor allem in der Kaukasusregion gekämpft (Lit.: vgl. zum folgenden Kaegi, Heraclius, S. 122ff.). Herakleios, der im März 624 Konstantinopel verließ, wo er sich einige Zeit aufgehalten hatte, marschierte nun über Theodosiopolis in Armenien ein. Die kaiserlichen Truppen eroberten eine ganze Anzahl von Städten, wobei die armenische Stadt Dvin sogar zerstört wurde. Anschließend folgte ein Zug nach Aserbaidschan, einem Zentrum des Feuerkultes, wo der Kaiser die Stadt Ganzaka, in der sich Chosrau noch kurz zuvor aufgehalten hatte, stürmen und verwüsten ließ; dabei wurde auch der berühmte dortige Feuertempel zerstört. Herakleios verfolgte Chosrau allerdings nicht, denn zu diesem Zeitpunkt befanden sich zwei größere persische Armeen in seinem Rücken und machten nun Jagd auf ihn – Chosrau, der nun offenbar ernsthaft besorgt war, hatte alle verfügbaren Truppen in Marsch gesetzt. Herakleios musste sich zunächst absetzten, konnte in der Folgezeit aber mehrere kleine persische Verbände aufreiben. Auch Shahrabaraz wurde Ende 624 geschlagen, doch blieb seine Armee intakt, sodass sich Herakleios zunächst absetzen musste, zumal den Kaiser seine kaukasischen Hilfstruppen wohl teils im Stich ließen.

Im Sommer 626 kam es zur schwersten Krise des Krieges: Konstantinopel wurde von Awaren und Persern gemeinsam belagert, dennoch konnte sich die Stadt Dank der Flotte halten, zumal weder den Persern noch den Awaren und Slawen das Übersetzen auf das jeweils andere Ufer gelang. Die Oströmer freilich führten die Aufhebung der Belagerung auf die Unterstützung der Gottesmutter zurück, womit dieser Sieg eine religiöse Dimension erhielt. Bei der Betrachtung der persischen Strategie – die offenbar die Strategie des Herakleios kopierte, den Feind in seinem Kernland zu treffen – fällt auf, dass die Perser in Kleinasien zwar plündernd einfielen, jedoch nie die Kontrolle über das gesamte Territorium erlangten.

Herakleios hatte derweil seine Truppen geteilt: Einen Teil schickte er nach Konstantinopel zur Verstärkung (wo sie vor Shahrabaraz, der die persischen Truppen während der Belagerung kommandierte, eintrafen), ein anderer Teil marschierte unter seinem Bruder Theodoros in Mesopotamien ein, wo sie den persischen General Schahin schlagen konnten, der dritte Teil verblieb beim Kaiser in Armenien.

Der Feldzug nach Ktesiphon und die Schlacht von Ninive

Die fehlgeschlagene Belagerung von Konstantinopel markierte den Wendepunkt des Krieges: Die Perser wurden in die Defensive gedrängt, das Awarenreich auf dem Balkan zerfiel infolge innerer Unruhen, während die Römer weiter in die Offensive gingen. Herakleios sammelte weiter Truppen in Lazika am Schwarzen Meer und nahm mit den Chasaren Kontakt auf, die ihm ebenfalls Truppen stellten. Dies war der Beginn einer Zusammenarbeit, die zu einem wichtigen Faktor in der oströmischen (bzw. dann byzantinischen) Ostpolitik wurde. Im Sommer 627 trafen auch weitere Truppen aus Kleinasien ein. Mit chazarischer Unterstützung wurde ein persischer Verband unter Sharaplakan vernichtet, der persische General fiel in der Schlacht. Shahrabaraz, trotz mancher Niederlagen der beste General Chosraus, hatte sich nach Ägypten zurückgezogen und sollte in der Folgezeit auch nichts weiter gegen Herakleios unternehmen; offenbar hatte Chosrau das Vertrauen in seinen General verloren und plante dessen Ermordung. Herakleios, der nunmehr den südlichen Kaukasusraum kontrollierte, marschierte im September 627 von Tiflis aus nach Süden, wobei ihn seine chazarischen Hilfstruppen aber bald verließen. Im Dezember 627 schlug Herakleios in der Schlacht bei Ninive die Perser entscheidend, verzichtete aber auf die Belagerung Ktesiphons und besetzte stattdessen die Lieblingsresidenz Chosraus, Dastagird; die Stadt wurde wenig später geplündert und zerstört.

Chosrau II., der Herakleios zuvor in herablassender Art und Weise als seinen elenden Diener und Sklaven tituliert hatte, war unklugerweise nicht auf Herakleios' Friedensangebote eingegangen und hatte die Schuld für die schweren Niederlagen seinen Generälen zugeschoben und sie damit faktisch zur Rebellion ermuntert. Sein Verhalten nach der Schlacht bei Ninive wurde ihm als Feigheit ausgelegt: Er floh nach Ktesiphon. Dort wurde er kurze Zeit später, im Februar 628, von seinem Sohn Siroe entmachtet und getötet. Die Perser, bei welchen die Invasion des Herakleios wohl eine deutliche Schockwirkung hinterließ, mussten in einem Friedensvertrag 628 alle besetzten Gebiete und das Kreuz Christi zurückerstatten (die Rückführung des Kreuzes ist bis heute ein hoher Feiertag der orthodoxen Kirche). Der Wortlaut des Briefes von Kavadh II. Siroe an Herakleios, in dem der neue Großkönig um Frieden bittet, ist uns durch die so genannte Osterchronik (Chronicon Paschale) überliefert.

Herakleios, der den Krieg keineswegs als einen Vernichtungs-, wohl aber als einen Rachekrieg geführt hatte, stand äußerlich auf dem Höhepunkt seiner Macht, zumal auch das Awarenreich endgültig zusammengebrochen war, wenn auch der Großteil der Balkangebiete für Byzanz noch lange Zeit verloren war. Doch war dies ein trügerischer Sieg: Ostrom war durch den langen Krieg ausgeblutet, während das Sassanidenreich faktisch kollabierte und sich erst unter Yazdegerd III. wieder zu konsolidieren begann.

Der Einbruch der Araber und der Verlust der nahöstlichen Besitzungen

Die islamische Expansion

So ist es auch verständlich, dass die Araber mit den Geschwächten leichtes Spiel hatten. 634 brachen sie in Syrien ein. Im Herbst 636 kam es zur Schlacht am Jarmuk. Herakleios, der die Attacken zunächst nicht recht ernst genommen hatte, schickte nun eine zahlenmäßig sehr starke Armee. Doch die römischen Generäle arbeiteten aus Eifersucht schlecht zusammen, und die arabischen Hilfstruppen des Kaisers gingen zum Feind über: Die Schlacht endete mit einer katastrophalen Niederlage für die Oströmer, die damit auch Syrien verloren. Herakleios war sich der Tragweite wohl bewusst, denn er war angeblich mit den Worten aus Antiochia abgereist: Lebewohl Syrien. Wenig später (651) eroberten die Araber das Sassanidenreich.

Im Ergebnis gingen Ostrom bis 642 nicht nur Syrien und Palästina, sondern auch Ägypten verloren. Byzanz war nun auf die Stadt selbst, Kleinasien, die Ägäis, Karthago (das erst 697 fiel) und einige Küstengebiete in Griechenland (da dort auch die Bulgaren und Slawen große Gebiete überrannt hatten) zusammengeschrumpft. Es war dies der Beginn eines jahrhundertelangen Kräftemessens, das Byzanz bis zu seiner Eroberung durch die Türken 1453 auszutragen haben sollte.

Innenpolitik

Innenpolitisch hatte Herakleios schwer mit dem ungelösten Problem des Monophysitismus zu kämpfen, wobei er bemüht war, die Kirche im Reich zu einigen: Die Kompromisslösung der Ekthesis (siehe auch Monotheletismus) schlug jedoch fehl, da die Mehrheit auf beiden Seiten unnachgiebig blieb und diesen Entwurf ablehnte. In gewisser Weise wurde das Problem der religiösen Einheit dann von außen gelöst, als die Araber diejenigen Provinzen, die nicht der Orthodoxie anhingen, eroberten. 622 oder 623 hatte Herakleios zudem, nach dem Tod seiner ersten Frau Fabia und während eines Aufenthalts in Konstantinopel, seine Nichte Martina geheiratet, die Tochter seiner Schwester Maria. Diese Heirat sollte schwerwiegende Folgen haben, da sich der Kaiser damit dem Verdacht des Inzests ausgesetzt hatte und dadurch für Teile der Kirche diskreditiert war. Herakleios ordnete außerdem die Zwangstaufe von Juden an (ähnliches geschah jedoch auch beispielsweise im merowingischen Frankenreich). Der Kaiser wird den Juden auch misstraut haben, was aus deren Verhalten während der persischen Invasion resultierte (siehe oben). Die Juden hatten sich offenbar politische und religiöse Autonomie von den Persern erhofft, die diese allerdings wohl ebensowenig gewähren wollten wie die Römer.

Ob bereits Herakleios für die Errichtung der so genannten Themenverfassung verantwortlich ist, ist in der modernen Forschung sehr umstritten. Galt für den bekannten Historiker Georg Ostrogorsky (dem Verfasser des früheren Standardwerkes Geschichte des byzantinischen Staates, 3. Auflage, München 1963) dies noch als sicher, wird in den meisten modernen Darstellung von dieser These aus gutem Grund Abstand genommen.

Im Inneren förderte Herakleios jedoch die Gräzisierung des Staates: So verzichtete er auf die lateinische Titulatur Imperator (bzw. deren griechische Form Autokrator) und nahm statt dessen den griechischen Titel Basileus an, der in offiziellem Kontext erstmals im März 629 erscheint. Denn schon seit längerem war Latein nur noch die Sprache des Militärs und der Verwaltung, nicht aber des Volkes. Dieses war in Kleinasien, Syrien und Ägypten seit der Zeit Alexanders langsam, wenn auch meist nur oberflächlich, hellenisiert worden und war damit eher griechisch geprägt. Mit Justinian I. war bereits 565 der letzte römische Kaiser gestorben, dessen Muttersprache noch Latein gewesen war.

Wirtschaftlich erwiesen sich die Verheerungen der asiatischen Provinzen durch die Sassaniden als ein ernstes Problem. Auch aus diesem Grund kam es bald nach 628 zu einer Abrüstung der kostspieligen Streitkräfte, was sich infolge der arabischen Invasion allerdings als fatal erwies. Allerdings gelang Herakleios eine recht erfolgreiche Finanzreform, während Literatur und Kunst noch einmal eine gewisse Blüte erlebten, bevor unter seinen Nachfolgern die Kultur der Spätantike auch im Osten immer weniger gepflegt wurde.

Zum Ende seines Lebens ergaben sich in der Nachfolgefrage noch einmal Probleme, da Martina ihrem Sohn den Thron sichern wollte. Doch schließlich wurden beide Söhne (Heraklonas und Konstantin III.) zu Kaisern erhoben, als Herakleios am 11. Februar 641 in Konstantinopel starb.

Fazit

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Herakleios führte im Inneren des Reiches weitreichende Reformen durch, die für das byzantinische Reich bis zu seinem Untergang prägend sein sollten und das Ende der spätantiken Phase des Reiches markierten. Unter Herakleios verlor das oströmische bzw. frühbyzantinische Reich durch die Gräzisierung des Staates weitgehend seinen spätrömischen Charakter.

Herakleios war ohne Zweifel ein großer Militär. Seine Tragik liegt darin begründet, dass er zwar das Reich vor den Sassaniden retten konnte, nicht mehr aber vor dem Ansturm der Araber, die vielleicht von großen Teilen der mit ihnen verwandten semitischen Bevölkerung, die zudem mehrheitlich dem Monophysitismus anhing, in Syrien begrüßt wurden. Mit dem Verlust der wichtigsten Provinzen und der Beschränkung auf Kleinasien und den Balkan endete das oströmische Reich, und das byzantinische Reich des Mittelalters nahm seinen Anfang.

Literatur

Quellen

Wichtige Quellen stellen die Osterchronik, das Geschichtswerk des Sebeos und des Theophanes sowie die Gedichte Georgs von Pisidien dar; zu Details vgl. den Eintrag in der Prosopography of the Later Roman Empire. Die Quellenlage ist allerdings sehr problematisch, gerade was Versuche einer Charakterisierung des Herakleios betrifft, vgl. dazu die Biographie von Kaegi.

Geoffrey B. Greatrex und Samuel N.C. Lieu: The Roman Eastern Frontier and the Persian Wars. Part II AD 363–630. A narrative sourcebook, London und New York 2002, besonders S. 182ff. Übersetzte und knapp kommentierte Quellenauszüge.

Sekundärliteratur

  • James Howard-Johnston: Heraclius' Persian Campaigns and the Revival of the East Roman Empire 622-630, in: War in History 6 (1999), S. 1-44.
  • Gerrit J. Reinink (Hrsg.): The Reign of Heraclius (610-641). Crisis and Confrontation, Leuven 2002.
  • Walter E. Kaegi: Heraclius - Emperor of Byzantium, Cambridge 2003. Grundlegendes Werk.
  • Ralph-Johannes Lilie: Byzanz - Das zweite Rom, Berlin 2003, S. 80ff. Knappe, aber hochinformative Zusammenfassung auf dem neuesten Forschungsstand.
  • John Martindale: The Prosopography of the Later Roman Empire IIIa, Cambridge 1992, S. 586f.
  • Andreas N. Stratos: Byzantium in the Seventh Century, Bd. 1, Amsterdam 1968.

Weblinks



Vorgänger Phokas
Kaiser von Byzanz 610–-641
Nachfolger Konstantin III.

Antikes Griechenland

Biographien, Griechische Mythologie , Kriegführung, Kunst, Architektur, Wissenschaft, Philosophie, Literatur, Sport, Leben, Geschichte, Index, Bilder/Zeichnungen

Griechenland im Mittelalter

Byzanz, Biographien, Kunst, Literatur, Orthodoxie, Byzantinische Armee, Geschichte, Index

Griechenland in der Neuzeit

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