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Marietta Robusti, genannt La Tintoretta, (* um 1554/55 in Venedig; † 1590 in Venedig) war eine italienische Malerin.


La Tintoretta: Selbstbildnis als Musikerin am Spinett, Venedig um 1590
La Tintoretta: Porträt einer venezianischen Dame

Leben

Marietta Robusti war die älteste Tochter des Malers Jacopo Robusti, gen. Tintoretto und der Faustina Episcopi. Ihr Halbbruder war Domenico Tintoretto. Sie war der ganze Stolz ihres Vaters, der sich persönlich um ihre Ausbildung kümmerte. Von ihm lernte sie das Malen und Zeichnen. Dabei muss sie sich als sehr talentiert erwiesen haben, denn ihr Können wurde schon frühzeitig hochgelobt. Ein frühes, herausragendes Beispiel ihres Talents hat sich in einer Zeichnung von etwa 1565 erhalten, die in schwarzer und weißer Kreide den Kopf einer „Vitellius-Büste“ auf blauem Papier zeigt. Das Blatt befand sich in den 1990er-Jahren in einer Mailänder Privatsammlung und ist mit „Dieser Kopf stammt von der Hand von Fräulein Marietta!“ signiert.

Um sie das Malen in der Praxis zu lehren, ließ er sie ihn bei seiner Arbeit beobachten und nahm sie auch mit, wenn er öffentliche Aufträge ausführte. Als sie noch klein war, soll er sie dabei oft als Knaben verkleidet haben, da sie als Mädchen nicht überall Zutritt gehabt hätte. Marietta soll eine gute Auffassungsgabe gehabt und schnell gelernt haben. Schon bald soll sie ihrem Vater aktiv geholfen haben, wobei ihr Strich nicht von dem des Vaters zu unterscheiden gewesen sein soll. Bereits gegen 1567/68 soll sie, im Alter von etwa vierzehn Jahren, den bekannten Gelehrten und venezianischen Kunsthändler Jacopo Strada porträtiert haben.

Schon bald genoss sie den Ruf einer ausgezeichneten Malerin. Für den venezianischen Adel galt es als schick, sich von La Tintoretta, wie man Marietta in Anlehnung an den Künstlernamen ihres Vaters liebevoll nannte, porträtieren zu lassen.

Ihr Talent war offenbar so groß, dass ihr Ruhm schon bald weit über die Stadtgrenzen hinausdrang. Sie wurde von den bedeutendsten Fürsten Europas eingeladen, mit der Bitte, sie zu porträtieren, darunter von Kaiser Maximilian II., König Philipp II. von Spanien und dem Erzherzog Ferdinand. Doch ihr Vater, der sich von ihr nicht trennen mochte und dessen Werkstatt auf ihre Arbeitskraft angewiesen war, verbot es ihr, sein Haus zu verlassen. Aus diesem Grund erlaubte er es ihr auch erst spät, sich zu verheiraten. Bei Mariettas Ehemann handelte es sich um einen Goldschmied namens Marco Augusta (nach anderen Quellen: Jacopo d’Augusta), der Jacopo erst versichern musste, dass das Ehepaar in seinem Haus leben würde. Man geht davon aus, dass es sich dabei um eine arrangierte Ehe gehandelt hat, da das Goldschmiedehandwerk in Venedig großes Ansehen genoss, von dem nun auch Jacopo Tintoretto profitieren konnte.

Gegen 1590 ist Marietta, im Alter von etwa 35 Jahren, plötzlich verstorben. Die Ursachen ihres Todes sind unbekannt, doch wird vermutet, dass sie bei der Geburt ihres Kindes gestorben ist. Ihr Tod traf den Vater so schwer, dass er sich davon nie mehr erholen sollte.


Musik

Parallel zu ihrer Mal- und Zeichenausbildung ließ Jacopo Tintoretto seine Tochter Marietta von dem damals berühmten Neapolitaner Giulio Zacchino im Gesang, Lauten- und Spinettspiel unterrichten. Ihr Selbstbildnis weist auf die Bedeutung der Musik für die Künstlerin. Darauf hält sie in der linken Hand ein Stimmbuch mit der Discantstimme (höchste Stimme) des 4-stimmigen Madrigals Madonna, per voi ardo von Philippe Verdelot.[1] Mit der rechten gibt sie sich offenbar die Töne zum Singen am Spinett, wobei die Hand aber Tasten im tieferen Tonbereich des Spinetts berührt. Man erkennt an dieser Stelle die verkürzte Oktave (durch Einsparung selten benutzer Basstasten). Das Tastenbild ist eine Besonderheit, was die bewusste Darstellung eines realen Spinetts nahelegt.[2]

Marietta Robusta, vulgo Tintoretta wird als Musikerin und Malerin in der Vorrede zu Teutschlands Galante Poetinnen 1715 des deutschen Romanschriftstellers und Lyrikers Georg Christian Lehms (1684–1717) angeführt.[3] Näheres ist aus dieser Quelle nicht ersichtlich.


Werke

Heute lassen sich Marietta nur noch wenige Werke zuweisen. Viele davon galten lange als Werke anderer Meister, meist als Bilder ihres Vaters, so z. B. das „Bildnis eines Mannes mit Knaben“, im Kunsthistorischen Museum in Wien, das bis 1920 als unangefochtene Arbeit des Jacopo Tintoretto galt und heute immer öfter seiner Tochter zugewiesen wird. Ein „Bildnis einer Dame mit Hund“ galt als Werk von El Greco.


Werksauswahl

Florenz, Galleria degli Uffizi
Selbstbildnis am Spinett
Madrid, Museo del Prado
Selbstbildnis.
Bildnis einer Venezianerin.
Bildnis einer Venezianerin.
Rom, Galleria Borghese
Selbstbildnis.
Museum Wiesbaden
Bildnis einer Dame als Flora. (zugeschrieben)

Nachleben
Tintoretto, seine tote Tochter malend. Stich von Achille Louis Martinet nach einem Gemälde von Léon Cogniet

Ihr kurzes Leben, vor allem die Geschichte um ihren Tod inspirierten im 19. Jahrhundert viele Maler und Dichter zu eigenen Werken. 1843 malte Léon Cogniet das Gemälde „Tintoretto, seine tote Tochter malend“, von dem Victor Fournel 1884 einen weitverbreiteten Holzstich anfertigte. 1845 wird das vom Maler Luigi Marta verfasste Bühnenstück „Tintoretto und seine Tochter“ in Mailand uraufgeführt. Gegen 1856/57 ließ sich Edgar Degas von dem Gemälde Cogniets zu einer eigenen Studie gleichen Themas anregen. 1859 erschien in Venedig die Erzählung „Die Tochter Tintorettos“ von Giuseppe Sacchis.
Literatur

Roland Krischel: Tintoretto, Hamburg, 1994
Marc-Joachim Wasmer: Die Künstlertochter Marietta Robusti, genannt Tintoretta, in: "Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann." Festschrift für Franz Zelger, hrsg. v. Matthias Wohlgemut unter Mitarbeit von Marc Fehlmann, Zürich 2001, S. 463–494

Einzelanmerkungen
(bitte runterscrollen:) Die Originalseite des Bildes gibt einen Hinweis auf "Madonna per voi ardo" (Erstdruck 1533), und hier sind die Noten dazu. (Dank an Nightflyer)
Die rechte Hand ruht an der Stelle, wo eigentlich die beiden schwarzen Tasten, genau wie die eine Oktave höher liegenden, enger aneinander liegen müssten.
Elisabeth Gössmann: Archiv für philosophie- und theologiegeschichtliche Frauenforschung, Band 4, 1996, ISBN 3-89129-004-7, S. 257 (Music), S. 258 (Malerey).


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